Augustin Sumser Regatta des WSC Wasserburg vom 05.08.2017
Dem Namensgeber der Langstrecken-Yardstickregatta des WSC, der Romanfigur des „Lieben Augustin“ gab man die Eigenschaften – Klugheit gepaart mit Faulheit und das absolute Fehlen von Ehrgeiz – ein Mensch, der alles, was auf ihn zukommt, einfach hin nimmt, mit einer Leichtigkeit in der Seele, um die man ihn nur beneidete. Er schien mit einer Schutzschicht ausgestattet zu sein, an der alles Unangenehme abperlte.
Ein wenig brauchten die 24 bunt gemischten Teilnehmer der diesjährigen AS- Regatta von diesen Eigenschaften, da auch der Bodensee seine vielen Gesichter mal wieder zeigte. Am Freitag zur Steuermannsbesprechung und Ausgabe der Wettfahrtunterlagen im Clubhaus des WSC auf der Halbinsel von Wasserburg zeigte sich der Bodensee von seiner romantischen Seite; vom Schiffsanleger aus konnte man einen beeindruckenden Sonnenuntergang verfolgen. Doch bereits bei der Steuermannsbesprechung war das Hauptthema – der Wind – für den folgenden Regattatag oder viel mehr die Befürchtung, dass dieser zum Start fehlte und was dann. Die Wettfahrtleitung hatte dieses Jahr vorgesorgt, damit es nicht wie im Vorjahr passieren konnte, dass kein Boot die Ziellinie in der Regatta-Zeit überquert und so war sowohl eine Möglichkeit einer Bahnverkürzung als auch einer stillen Wertung vorgesehen. Die Starteinteilung erfolgte in 2 Gruppen mit Yardstick 1 & 2, sowie Yardstick 3 und den 806er mit Teams versch. Altersklassen, die mit der Mindestzahl von fünf Booten als einzige eine eigene Klasse bildeten. Alle 806er Boote waren schliesslich mit 2 Mann/Frauen besetzt, da auch der allein angereiste Michi mit der „Rhino“ noch Unterstützung durch unseren Gast von den 806er des Starnberger See’s als „sportliche Leihgabe“ der „Espresso“ erhielt. Beste Grüße und herzlichen Dank an dieser Stelle an die Starnberger Segler, vertreten durch Stefan – wir würden uns aus zukünftig über Gastteilnahmen der 806er Segler egal aus welchem Revier freuen.
Der Regattatag zeigte sich sonnig aber nur mit mäßigem Wind – ein bekanntes Gesicht des Bodensees, dennoch erfolgte der Start in westliche Richtung pünktlich wie geplant zu 10:30h mit Gruppe 1 (Y1+Y2), die unübersehbar von der „Wild Lady“ dominiert wurde, gefolgt in 5min. von Gruppe 2 (Y3&806er) – beide Gruppen versuchten eher gemütlich bei ca. 4kn Wind die beste Linie zu finden und der grösste Teil suchte sein Glück möglichst dicht unter Land, was sich auch als bessere Taktik herausstellte. Von den 806er führte an der ersten Tonne die G404„carpe diem“ und SUI437„pulce d’acqua „ recht deutlich das relativ dichte Feld an, gefolgt von G151„Tilla“, G329„espresso“; und G214„rhino“. Auf dem Spi-Compasskurs ca. 160° zum Rheindamm ändert sich dies bei weiter wechselnden und eher flauem Wind. Die G404 folgte eigenartigerweise den vorausfahrenden Booten mit Genaker und die SUI437 kämpfte mit ihrem Spinnaker-Fall, wodurch es eine gefühlte Ewigkeit dauerte, bis dieser endlich gezogen werden konnte. Dies nutzten die anderen drei 806er für sich und dümpelten Richtung Tonne 2, immer mit suchendem Blick nach der „Wild Lady“, als führendes Boot der Y1, der helfende Hinweis um die Tonne 2 und den Wendepunkt ausmachen zu können.
Doch der Bodenseewind hatte noch eine fiese Überraschung parat – während Y1 & Y 2 bereits auf dem Weg zum Rheinspitz Tonne 3 waren, wobei dem Großteil von Y2 wie wir später erfahren mussten total die Puste ausging und sie aufgeben mussten (6 von 11 erreichten nicht das Ziel), kamen Y3 und die 806er der Tonne 2 aus unterschiedlichen Richtungen mit der Langsamkeit des Seins näher; mittlerweile war eine Larsen25 der Y3 und die „rhino“ nach einem fantastischen Spi-Kurs vor der „espresso“ im Bahnmarkenkreis hauchzart in Führung, als der Wind für diese fast auf Null ging. Unbemerkt kam aber deutlich Wind für die anderen zurückliegenden Boote auf, die dadurch unaufhaltsam näher kamen. Leider nutzten sie ihre Fahrt wissentlich oder unwissentlich regelwidrig und drängten sich mit anderen Booten der Y3 im Innenraum der Bahnmarke rein – zum Nachteil der anderen bereits im Innenkreis befindlichen Boote – was auch vom Schiedsrichterteam an der Tonne 2 später im Gespräch an Land bestätigt wurde. Trotz lautstarker Beschwerden blieben die Protestflaggen aus ungeschriebenem 806er-Gesetzt des „Nichtprotest“ untereinander – festgebunden. Fast zeitgleich zu diesem Gewimmel fiel die Entscheidung durch die Wettfahrtleitung für Y3 und 806er die Bahn zu verkürzen, eben weil Richtung Rheinspitz kein Wind mehr war – wohl aber auf der verkürzten Bahn Richtung der Schachener Berge zur Tonne 4 – der vorher aufgekommene Wind verstärkte sich hier auf 9-11kn und endlich konnte man von Segeln sprechen.
Eine wilde und energische Aufholjagt untereinander begann und führte nach der Wendetonne bei Schachen schließlich zu einem Finish mit „Zielfoto-Charakter“ vor Wasserburg, dass das Team SUI437 knapp vor G404 und G329 für sich entscheiden konnte. Der Ausgang der Regatta dürfte für G214 hinter G151 nach zwischenzeitlicher Führung am ärgerlichsten gewesen sein. Dies führte auch bei der Siegerehrung mit üppigem Büffet und tollen Preisen des WSC nochmals zu entsprechenden Diskussionen – was aber am Ende die „Luft“ reinigte. Es kann zwar nicht jeder den Ausbildungsstand eines Schiedsrichters haben aber es ist gut, dass es 806er Segler mit dieser Ausbildung gibt.
Fazit: Eine etwas unglücklich durchwachsene Regatta, bei der der Bodensee-Wind dramatisch Regie führte und zeigte, dass die Wettfahrtregelkunde der Teilnehmer bei der ein oder anderen Regel nochmals auffrischungswürdig ist, damit es zukünftig fair und ohne unnötige „dicke Luft“ zugeht.
Eine erstklassige und gut verständliche Hilfe ist hier die vereinfachte WR Regelkunde 2017 von Uli Finckh. http://www.finckh.org/
Weitere schöne Bilder zur Regatta findet ihr unter http://wsc-bodensee.de/bilder/bilder-2017/asr2017/